Dienstag, 9. September 2014

Kennst du den Duft der Toskana?

Der letzte Tag unserer Ferien in der Toskana - und gestern Abend schenkte sie uns ihren Duft.
Es war ein strahlender Tag, die Straßen nach Saturnia staubig, die Schwefelquelle extra heiß. Auf der Rückfahrt dann diese große innere Ruhe, die ich immer spüre nach viel stündigem Plantschen in Termalwasser. Der Rücken, der Nacken - alle Muskeln vollkommen entspannt, Natur-Massage unter kleinen Wasserfällen, Saturn hat ordentlich zugegriffen.

Im Urlaubzuhause angekommen, werden alle Handtücher, Badezeug, Kleidung in die Waschmaschine gesteckt - für heute endgültig genug Sulfur geschnuppert. Es donnert - die Spätnachmittagsonne scheint unverwandt, eine einzelne schwarze Wolke kriecht über den Apennin. Und dann ein Regenguss - wie in den Tropen. Donato genießt den Spektakel im Haus-eigenen Swimmingpool.

Eine große Kanne Tee - wir sitzen auf der Regen-geschützten Terasse, schauen der untergehenden Sonne zu. Ihre letzten Strahlen verschwinden, Nebel steigt aus der Talsohle auf, dehnt sich lang, wie Rauchfahnen bildend, dem kleinen Flusstal entlang. Unwillkürlich beginnen wir zu schnuppern. Ist da ein Bauer, der feuchtes, altes Stroh verbrennt? Wir haben es hier schon erlebt, dass ganze Ortsteile in beißenden Rauch eingehüllt werden und die Quelle ein emsiger Bauer ist, der unbrauchbares, feuchtes Stroh verbrennt.

Doch das, was uns die Abendluft jetzt zuträgt, hat nichts beißendes, ist kein Rauchgeruch. Balsamische Düfte beginnen uns einzuhüllen. Weihrauch? Kann nicht sein, es ist Montagabend und kein großer Heiliger besteht auf Feierlichkeiten. Wir stehen auf, gehen umher - bei den Zypressen riecht es besonders deutlich. Das Harz der Bäume mischt sich mit der feucht-warmen Regenluft, verbindet sich mit den Ausdünstungen von Rosmarin, Lavendel und Salbei. Und da ist noch ein unbekannter Strauch mit kleinen weißen Blüten. Kein Jasmin - aber dessen Duft sehr ähnlich und ebenfalls Blüten, die nachts zu duften beginnen. Vollmond-Nacht und wir sitzen in einer riesigen Duftlampe. Der Hund unserer Vermieterin besucht uns, legt sich unter den Tisch, genießt mit uns die Abendstille, lässt sich nochmals zur guten Nacht kraulen und verschwindet wieder.

Bilder der letzten Tage ziehen an uns vorüber:
Monte Amiata, höchster Berg der südlichen Toskana (1738 m um genau zu sein), ein erloschener Vulkanberg, der die Feuchte des Meeres kondensieren lässt und Ursprung vieler kleiner Flüsse ist. Hephaistos hütet noch immer in seinem Inneren das Feuer. Davon zeugen die sulfurischen Termalwasser von Saturnia, San Filippo und anderen kleinen, heißen Quellen rund um den Berg. Eichen, Kastanien, Kiefern und Weißtannen, zum Teil dicht überwuchert von wilder Clematis und Efeu, geben hier Wölfen, Schlangen, Adlern und Geiern ein geschütztes Zuhause. 

Und dann der Skulpturengarten von Daniel Spoerri und Künstlerkollegen - ein 16 Hektar großes Areal das sich über einen der unteren Hügel des Monte Amiata zieht. Skulpturen, dominant erhebend über Trockengrashügel, versteckt hinter alten Olivenbäumen, eingebettet in Buschgruppen, umwuchert von Brombeersträuchern und wildem Wein - Vorsicht beim näheren Bewundern - es könnten Schlangen in der Buschgruppe sein -so die Warntafeln!

Und dann: ein Hügel, gänzlich überwuchert mit Kräutern der Toskana, duftend in der Nachmittagssonne, an dessen Spitze sich, laut Spoerri, der Nabel der Welt befindet, umgeben von neun bronzenen Einhorn-Skelettschädeln. Hier stehe ich lange, lasse die weich schwingende Landschaft tief in mein Herz sinken: kleine Orte auf Hügelspitzen, silbrig-grüne Olivenhaine, brauner Ackerboden, immer wieder strukturierende Zypressenreihen...

Du bekommst Lust auf Toskana? Du hast recht - packe Rucksack oder Koffer und komme. Lass Dir Zeit für die Anfahrt - es liegt so viel Schönes auf dem Weg hier her, versuche zu reisen und jeden Augenblick, auch die lange Anfahrt, zu genießen. 

Unser Ferindomizil  Spazzavento Guest House in Seggiano, können wir wärmstens weiter empfehlen:
Alles Nähere unter:
http://www.fewo-direkt.de/ferienwohnung-ferienhaus/p12817

Und hier noch eine Adressen für Liebhaber/innen von handgefertigten Köstlichkeiten aus Ziegenmilch, wie Yoghurt, Käse aller Altersstufen, Mürbteigkeksen (Hmmmm) oder köstlichem Honig von Erikablüten:
Azienda Agricola: Le Quercette, Locnda Titena 9, 58038 Seggiano (Grosetto)

Es gäbe noch so viel erzählend zu schreiben - habt Nachsicht mit mir - ich will jetzt in die Sonne und den letzten Nachmittag auf dem Amiata genießen.
Ciao, morgen geht es ans Meer nach Caorle.



1 Kommentar:

  1. Stimmungsvolle Photos wunderbarer Text, der geradezu einlädt sofort in der Toskana zu urlauben.... Danke Dir, liebe Christina :-)

    AntwortenLöschen