Freitag, 22. August 2014

Randnotiz: Rosenheim

Mitten in Rosenheim gibt es einen Lokschuppen. Lokomotiven, das liegt in ihrer Natur, sind groß, schwer und brauchen viel Platz. Dieser Schuppen ist also groß, zumal er ja nicht nur für eine Lokomotive Platz bietet, sondern für mehrere, und er liegt am Bahnhof, damit die Loks es nicht allzu weit zur Arbeit haben. Lokomotiven waren in ihrer Anfangszeit etwas kurzatmig und mussten auf längeren Strecken ausgetauscht werden, Rosenheim war so ein Ort, wo das geschah.

Mit der Zeit entwickelten die Loks mehr Ausdauer und der Lokschuppen stand plötzlich dort, wo er nicht mehr gebraucht wurde. Pfiffig wie man in diesem Teil des Landes nun einmal ist, fand man rasch eine neue, lohnende Verwendung für das stattliche Gebäude. Und das kann nur heißen: eine Kneipe. Natürlich nicht einfach so eine Kneipe. Diese Kneipe heißt Café Lok und hat ein angeschlossenes Ausstellungszentrum. Die Ausstellungen, die dort stattfinden sind so erfolgreich, dass in jüngerer Zeit der Eindruck entstanden ist, der Lokschuppen wäre ein Ausstellungszentrum mit angeschlossenem Café.
Dieser Tage stehen scherenschnittartige Lamas in poppigen Farben vor dem Gebäude und die Wände sind mit geometrischen Ornamenten verziert. Im erwähnten Café gibt es Gerichte mit peruanischen Einschlag und die dazu gehörige Ausstellung zeigt Exponate aus der Inka-Kultur. Überhaupt die Inkas: eine rätselhafte, hochentwickelte Kultur mit erstaunlichen Errungenschaften und seltsamen Bräuchen, aber davon soll hier nicht die Rede sein. Obwohl: dass die Inkas etwa 4000 Sorten Kartoffeln kannten, kann man nicht einfach so unter den Tisch fallen lassen. Was auch heute zuweilen noch Verwirrung stiftet ist die Bezeichnung Lama: was anderenorts einen buddhistischen Mönch bezeichnet, steht in Südamerika für ein dem Kamel verwandtes Tier. Andererseits: in Peru schreiben sie das Tier „Llama“, aber wie spricht man einen Doppelkonsonaten am Wortanfang?  Also schreibt man hier „Lama“. Von diesen Tieren gab es große Herden und sie wurden nicht nur als Lasttiere verwendet. In europäischen Zoos haben sich Lamas dank einer Eigenart einen gewissen Respekt erarbeitet: sie können weit und zielsicher Magensäure spucken - wenn man ihnen auf die Nerven geht. Allerdings nur die Mädels, die Buben haben große Hauer und beißen lieber. So kommt es, dass man den Buben die Zähne absägt und die Mädels in Ruhe lässt.

Ausstellungen sind dafür gemacht, große Mengen von Menschen anzuziehen. Wir erinnern uns: das Café soll Umsatz machen. Besonders in den letzten Tagen vor den Schulferien sind Schulausflüge sehr beliebt und so kommt eines zum anderen: Schulklassen in Ausstellungen und dann hoffentlich im Café. So weit so gut.
An einem sonnigen Tag also saßen wir zur Mittagszeit an einem der Tische vor dem Café Lok in Rosenheim, auf einem weitläufigen Platz mit Lamas in poppigen Farben und warteten auf ein peruanisches Nationalgericht, das wir bei dem türkischen Kellner bestellt hatten. An einem Nebentisch nahmen drei auffällig unauffällige Damen und ein ebensolcher Herr Platz. Sie wollten eine Tasse Kaffee und ob es Kuchen gäbe? Sie hatten anscheinend Formblätter auszufüllen und waren irgendwie darüber irritiert, so wie Menschen, denen man Dinge abverlangt, die nicht zu ihren Pflichten gehören. Kuchen gab es keinen, es blieb bei Kaffee und Formularen. Nach und nach füllten sich alle Tische ringsum mit Schulklassen etwa 13 jähriger Mädchen, die zu den Lehrkräften mit dem Kaffee und den Formularen gehörten. Da sah nach einem guten Geschäft für den Wirt aus, jeder einzelne Tisch  vor dem Café war bis auf den letzten Platz besetzt. Und dann fingen alle  Mädchen an, ihren Rucksäcken Getränke und Speisen zu entnehmen. Konnte das gut gehen?

Den Zustand einer Gesellschaft soll man ja an der Art erkennen, wie Interessenkonflikte ausgeglichen werden. Wird es laut? Kommt es zu Handgemenge? Müssen Ordnungshüter eingreifen?

Rosenheim hat uns beeindruckt. Unauffällig, es schien fast lautlos, wurde von einer Ecke her die Tische geräumt, die Stühle gerückt, die Spuren verwischt. Die Mädchen trotteten Richtung Grünfläche, die Lehrkräfte zogen nach.

Wir kennen das schon, sagte die Bedienung, wir haben das fast jeden Tag. Na ja, früher waren wir ja auch so, aber jetzt sind bald Ferien, die Schulausflüge sind dann vorbei...

Montag, 18. August 2014

Frauendreißiger
15. August, Maria Himmelfahrt, der Frauendreißiger beginnt.

Nach alter Tradition werden an diesem Tag Kräuterbuschen gebunden, Sträuße oder längliche Gebilde, die über Haustür, Stalltür, Garageneinfahrt - wo immer Krankheit, Unfall oder sonstiges Unglück abgewendet werden soll - aufgehängt werden. Die Kräuterbuschen werden aus mindestens sieben verschiedene Kräuter gebunden - und klar, es dürfen auch mehr sein. Ich habe von riesigen Buschen gehört, die sollen 70 verschiedene Kräuter umfasst haben  - mit eigenen Augen habe ich noch keinen solchen gesehen.
Frauendreißiger bezieht sich auf die dreißig Tage zwischen 15. August und 15. September. In dieser Zeit soll die Heilwirkung in den Pflanzen besonders stark sein. Es werden nicht nur Buschen gebunden, sondern auch die letzten Kräuter für Tees und Küchenkräuter geerntet. Falls ihr ein Kräuterbeet habt, denkt daran, euch für die Ernte ein wenig Zeit im Terminkalender frei zu halten.

Jetzt ist auch die Zeit der Frühäpfel, köstliche, fein säuerliche, duftende Apfelsorten, die sich hervorragend für Kompott oder Chutney eignen. Ja, ich gebe zu, es ist Zeit aufwändig Körbe voller leicht angeschlagener Äpfel (da vom Baum gefallen) zu schälen, von ungebetenen Bewohnern zu befreien, klein zu schnippeln und dann auch noch zu kochen. Ich stelle mir dann immer vor, wie köstlich dieses Selbstgemachte schmecken wird, das lässt mich durchhalten.


Hier eines meiner Lieblingsrezepte für Apfelchutney:

  • 3 kg geschälte, klein geschnittene Äpfel
  • 1 Teel. Salz und 4 Eßl Vollrohrzucker oder 2 Eßl Agavendicksaft
  • mit ca 2 Tassen Wasser in einem Topf erhitzen und bei kleiner Flamme köcheln lassen.


In einem kleinen Topf 2 Eßl Ghee (ayurvedisches Butterfett) wahlweise geht auch Rapsöl (Ghee schmeckt besser!)

  • 2 Teel. rosa Pefferkörner
  • 2 Teel. grüne Pfefferkörner
  • 2 Teel. Kreuzkümmel (ganze Körner)
Die Körner in einem Mörser grob vermahlen, sowie
  • 2 Eßl. sehr fein gehackter, frischer Ingwer
  • 2 Teel. Curcuma
  • 1 Teel. Kardamom

kurz anrösten und dann unter die Äpfel mischen.

Das Obst immer wieder umrühren bis die Äpfel weich gekocht sind. Das fertige Chutney in Schraubgläser abfüllen, umgekehrt auf dem Deckel stehend auskühlen lassen. Das Chutney eignet sich nicht nur zu indischen Gemüse- und Fleischgerichten, sondern auch zum Frühstück als würzige Beigabe zu Porridge, oder anderen Getreidebreis.
Guten Appetit!
Hier noch eine gute Bezugsquelle für Ghee:
www.bzo-shop.de/basisoele/18/ghee-bio



Mittwoch, 13. August 2014

Die fünfte Jahreszeit

August - in der östlichen Heilkunde bekannt als fünfte Jahreszeit. In unserem Kulturkreis sprachen wir von Altweibersommer - heute ein etwas anrüchiges Wort. 
Gehen wir zurück in die alten Mythen und Sagen, in die Zeit des Matriachat, finden wir das Schnitterinnenfest: Mitte August gehen drei schwarz gekleidete Frauen auf die Kornfelder und setzen den ersten Schnitt. Es ist Zeit Abschied zu nehmen vom hohen Sommer, die Tage werden kürzer, die Nächte kühler und eine kaum merkliche, sanfte Wehmut liegt in der Luft.
Was hat dies alte Bild uns heute noch zu sagen? Kennt ihr es auch, dass gerade jetzt, wo der Sommer gefühlt erst richtig anfangen sollte, wir uns körperlich nicht so richtig auf der Höhe fühlen, leicht reizbar oder traurig sind...
Klar es gibt immer eine Erklärung: Zuviel Stress - jede Menge Urlaubsvertretungen -  eigene Reise vorbereiten - Kinder in Ferien, die gelangweilt herumhängen - so schwierig jemanden geschäftlich zu erreichen - alle sind, außer mir, in Urlaub... 
Aber so ganz tief unten fühlen wir: auch dieser Sommer hat seinen Zenit überschritten, geht vorbei und unerbittlich rückt die dunkle Jahreszeit näher.


So, genug der Schnitterinnen-Kontemplation. Ich habe die letzten Wochen genutzt, ein paar wertvolle Tipps für Euch zu sammeln.
Für alle, die noch eine Reise vor sich haben, ein kleines Büchlein als Begleitung. Ich schätze es sehr, vor allem, wenn ich im Hotelzimmer mein morgendliches Yoga machen will und bisher nicht so recht  wusste, wie ich auf beschränkten Platz oder auf Teppichböden, die viele Füße getragen haben, mein geliebtes Sonnengebet machen soll. Die hier angegebenen Yogaübungen benötigen kaum Raum und lockern die durch ungewohnte Matratze ächzende Wirbelsäule hervorragend. Neben Yoga findet ihr noch viele weitere gute Tipps in:
"Gute Reise und was zum Wohlfühlen dazugehört" von Adelheid Ohlig, Nymphenburger Verlag.


Falls Euch, wie mich in der vergangenen Woche, eine "Sommerinfektion" erwischt hat, der Hals kratzt und die Stimme versagt, Gurgeln mit einer 1,5%igen H2O2 Lösung (in der Apotheke anfertigen lassen). Das killt auch den aller letzen Bazillus, hilft schnell und nachhaltig und ist Nebenwirkungsfrei (wusstet ihr, dass H2O2 vom Menschlichen Körper selbst hergestellt werden kann, z.B. eine befruchtete weibliche Eizelle verströmt H2O2 um weitere Spermien dankend abzuweisen). Woher ich diese Weisheit habe? Diese und noch viele weitere wertvolle Informationen findet ihr in dem Buch:
 "Wasserstoffperoxid: Das vergessene Heilmittel" von Jochen Gartz, Verlag MobiWell

Und da ich gerade dabei bin Buchtipps zu verteilten: 
An Alle, die mich nach alchemistischer oder spagyrischer Literatur fragten, insbesondere nach Büchern von Alexander von Bernus, hier ein Antiquariat, in dem ihr fündig werdet:
Antiquariat und Verlag 
Martin Klaussner
Hornschuchpromenade 17, in 90762 Fürth
Tel. 0911/709331   FAX 0911/709341
E-Mail: MartinKlaussner@antiquariat-klaussner.de

Ich wünsche Euch von Herzen noch einen schönen Restsommer