Mittwoch, 10. Februar 2016

Ostereier

Faschingsdienstag, später Nachmittag, es wird dunkel...
Es läutet an der Türe. Ein kleiner Mann, dunkelhaarig, dunkle Augen, erdfarbene Haut. Er hält uns einen Korb entgegen: "Wollen Sie handbemalte Ostereier kaufen?
Die Denkmaschinerie springt an. Nordafrikaner! Vorsicht! Ich kaufe nichts an der Türe! Ist das eine Falle um ins Haus zu gelangen? Stehen andere dunkle Typen um die Ecke?
"Ich komme aus Amerika und bereise Europa" kommt es in tatsächlich amerikanisch gefärbten Deutsch. "Sprechen Sie Englisch?" 
"Sie kommen aus Amerika, um Ostereier zu verkaufen???" Wir sind verdutzt, neugierig und  - Gott sei Dank - gemeinsam nicht sehr ängstlich. Die Unterhaltung wird auf Englisch weiter geführt. 
"Ja, ich bin Student und will die Menschen in Europa kennen lernen." Wir bitten den kleinen Mann herein, bieten ihm ein Glas Wasser an und er schenkt uns eine Stunde spannendes Mitreisen kreuz und quer durch Italien, Österreich, Deutschland. Seine Eltern sind nach Amerika ausgewandert. Sein Vater Italiener, seine Mutter Japanerin - klein, quadratisch, dunkelhaarig - heute keine leichte Reisekleidung, um offene Ohren und Türen zu finden.
Die handgemalten Ostereier - von einer Freundin aus der Slowakei - wunderschön - auch sie verdient ein wenig mit. 

Aber für Alex sind sie hauptsächlich der Türöffner, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Er verkauft so wenige, dass die Finanzierung seiner Reise damit utopisch wäre. Vor Weihnachten lagen in seinem Körbchen Kerzen - da sprach er mit Menschen in Südtirol und staunt noch heute, dass diese dort ganz natürlich Italienisch und Deutsch sprechen und manche sogar Ladinisch...

Aschermittwoch - die Eier liegen zum Verschenken bereit. Es sind die ganz großen, die Gänseeier. Ihr Geist bewacht das Haus und lässt Menschen mit fröhlichen Herzen, spontanen Ideen und großer Neugier auf das Leben willkommen herein.
Danke Alex für die spannende gemeinsame Zeit und gute Reise!

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